Arnd Rühlmann - Theaterleiter


Arnd Rühlmann, 

geboren 1972 in Gießen, lebt seit 1995 in Bamberg. Ein abgebrochenes Germanistikstudium bleibt seine einzige Ausbildung. Trotzdem arbeitet er seit über 20 Jahren freiberuflich als Schauspieler, Kleinkünstler, Autor, Theaterleiter und Regisseur. 

 

Bereits in der Grundschule in Heroldsbach stand er in seinem ersten selbstverfassten Theaterstück auf der Bühne: „Das kluge Gretel.“ Peinlicherweise in der Hauptrolle. Schon während seiner Gynasiums- und Studienzeit folgten erste Erfahrungen in der freien Theater- und Kabarettszene. Folgerichtig konnte das mit dem Studium nicht gut gehen.

 

Danach stand Rühlmann in verschiedenen Chanson- und Kabarettprogrammen auf der Bühne. Er spielte Theaterrollen u.a. beim Bamberger Kindertheater Chapeau Claque, im Jungen Theater Hameln oder dem Theater in der List in Hannover; er führte Regie u.a. bei Chapeau Claque und dem theater am barg (Hannover).

 

Neben der Veröffentlichung zweier CD‘s mit Jürgen Heimüller („Neurosenkavaliere“, „Prachtkerle Deluxe“), verschiedenen Kinder-, Jugend- und Erwachsenentheaterstücken (u.a. für Chapeau Claque und das Theater Ansbach) und diverser Kurzprosa verfasste er gemeinsam mit Heidi Friedrich die beiden satirischen Kriminalromane „Tod in Klein-Venedig“ und „Meuterei auf der Christl“ (beide Edition Hübscher, Bamberg) sowie mehrere Kurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind. Der Bamberger Krimiautor Thomas Kastura bezeichnete das Autorengespann als „Rosenstolz der Lokalkrimis“, worüber sich die beiden bis heute freuen.

 

Bis heute ist Rühlmann gelegentlich Verdächtiger, Ermittler oder Leiche beim „Murder Mystery Dinner“ und beunruhigt das Publikum gemeinsam mit dem lyrischen Lieder-Luder Johanna Moll bei der Gruseltour „Bamberg gerädert“. 

Außerdem kellnert er in der Bamberger Weinwirtschaft Fischerei, weil er das braucht. Die Erfahrung als Bedienung nutze ihm schon in diversen Rollen als Kellner oder Butler und inspirierte ihn schließlich zum Programm „Dein Gast, das penetrante Wesen“ (mit Rolf Böhm, Premiere 2015).

 

 

In der Weinwirtschaft ist er seit 2005 Organisator und künstlerischer Leiter von Deutschlands kleinsten Freilichtfestspielen, den „Fischerei-Festspielen“, in deren Rahmen Kleinkunst, Theater, Konzerte und Ausstellungen präsentiert werden.

Die Lesungsreihe „Leichen im Keller - mörderische Geschichten mit Arnd Rühlmann und Gästen“ läuft in Bamberg seit 1999, eine im deutschsprachigen Raum wohl einzigartige Leistung. Zur Feier des 10jährigen Jubiläums 2009 veranstaltete er in Zusammenarbeit mit dem E.T.A.-Hoffmann-Theater einen 72stündigen Lesemarathon mit vielen Gästen aus der lokalen Kultur- und Kleinkunstszene und hält seitdem den Rekord für die „längste Krimi-Lesung der Welt“.

 

Seit 2011 leitet Arnd Rühlmann selbst das „nana theater im Club Kaulberg“, in dem die Lesungen seit 1999 stattfinden. Das kleine Theater im stimmungsvollen Gewölbekeller bietet ein vielseitiges Programm aus sowohl Eigenproduktionen wie Gastspielen mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Literatur und Musik. Dort entstanden auch Produktionen wie sein erstes Solo-Kabarettprogramm „Nicht nur sauber sondern rein“ (2012), das Stück „Bring mir den Kopf vom Nikolaus!“ nach dem Roman von Simon Borowiak (2012), das von der Kritik hochgelobte Projekt „Heimatstücke“ (2015), an dem Literatur-Größen wie Paul Maar, Tanja Kinkel und Nora Gomringer beteiligt waren, oder die erfolgreiche Schund-Lesungsreihe „Shades Of Schmalz“.

Auch der deutsche Krimitag, der deutschlandweit von den Autoren des „Syndikat“ veranstaltet wird, wird dort alljährlich begangen. 

 

Immer wieder stehen hochkarätige Künstler - nicht nur aus der Region - für Gastspiele und Zusammenarbeiten auf der kleinen Bühne des „Club Kaulberg“, wie z.B. die deutsche Weltmusik-Preisträgerin Andrea Pancur, der vielfach ausgezeichnete Songpoet Roger Stein, Bestsellerautor Thommie Bayer oder die österreichische Kabarett-Legende Topsy Küppers.

 

An einem fragwürdigen Tag im Jahr 2012 entstand dort auch die Kunstfigur Hanuta Gonzales, eine (laut Pressetext) „faszinierende Mischung aus Caterina Valente, Sadam Hussein und Urmel aus dem Eis“, die seitdem mit seltsamen Hits wie „Brunzhummlblöda Blunzn“ einen gewissen Kultstatus in Bamberg erlangt hat. Im November 2020 erschien die erste CD "Die unerträgliche Knusprigkeit des Seins".

 

Regelmäßig nutzt Arnd Rühlmann seine Bühnentätigkeit auch für soziales Engagement.
Er setzt sich für die Rechte von LBGTI ein, war ehrenamtlicher Helfer der Bamberger AIDS-Beratung und kämpft leidenschaftlich gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und rechtspopulistische Strömungen.
Mit dem nana theater im Club Kaulberg unterstützt er seit Jahren die Arbeit der Kulturtafel Bamberg und hat im Laufe der Jahre verschiedene Spendenaktionen für karitative Organisationen wie Unicef, Freund statt Fremd e.V. oder Hand des Menschen e.V. ins Leben gerufen.

 

Seit 2012 gehört Rühlmann auch zum Ensemble des Dehnberger Hof Theaters. In den letzten Jahren war er dort u.a. als „Charleys Tante“ (Regie: Marcus Everding) und „Don Camillo“ (Regie: Ulrich Proschka) und in der Ein-Mann-Revue "Die Sternstunde des Josef Bieder" (Regie: Jürg Schlachter) zu sehen, aktuell in den Produktionen "Bessere Menschen" (Text und Regie: Heiner Bomhard) und "Die Tür mit den sieben Schlössern" (Regie: Marco Steeger).

 

Seit 2018 verfasst er für das Bamberger Monatsmagazin "Fränkische Nacht" die Kolumne "Das letzte Wort" (Das Archiv mit allen Kolumnen finden Sie HIER.) In den Jahren 2018 - 2020 machte er sich außerdem im Ziegelbau des Bamberger Welcome Hotels  auch als Fastenprediger "Bruder Ignazius" einen Namen.

 

Als im März 2020 der Lockdown begann, startete Rühlmann mit dem "Pandemie Poesie Projekt" die deutschlandweit erste regelmäßige Online-Aktion während der Theaterschließungen. Während des zweiten Lockdowns erreichte er mit seiner satirischen Miniaturen-Serie "Die aktuelle Tagespanik" täglich mehrere Hundert Zuschauer auf Facebook, Twitter, Instagram und TikTok.

 

Im November 2020 wurde Arnd Rühlmann in München der Bayerische Kulturpreis verliehen. In der Begründung der Jury heißt es:

"Seit fast 20 Jahren ist Arnd Rühlmann Schauspieler, Veranstalter, Theatermacher und ausgesprochener Advokat der freien Theater- und Kabarettszene.

 

Er hielt einer ganzen Stadt in den letzten Jahren ihre geliebte, gefürchtete Fastenpredigt, und als Corona die Geschäftsgrundlage so vieler Künstlerinnen und Künstler im Land einbrechen ließ, wurde Arnd Rühlmann sofort tätig in einem von ihm initiierten Pandemie-Poesie-Projekt und bot sein Netzwerk, sein Know-How, um wenigstens Online-Sichtbarkeit für viele Kreative zu gewährleisten.

 

Rühlmanns "nana theater" ist ein kleiner Theaterbetrieb, der mit Herzblut geführt wird, und dem mit einer Zwei-, Drei-Leute- oder Solobesetzung erstaunlich große Würfe gelingen. (...) Sein eigenes Spiel ist geprägt von der Fähigkeit, seine eigenen Kräfte, seinen Humor und viel reflektierte Selbstbetrachtung einfließen zu lassen. Kluge Rollenwahl und Inszenierung mit Fingerspitzengefühl für das Abgründige und gesellschaftlich Bedeutende sind seine absoluten Stärken."