Als im März 2020 die Bühnen verwaist und leer standen, rief das nana theater das "Pandemie Poesie Projekt ins Leben.
Und so veröffentlichten wir hier seit dem 16.03.2020 Videoclips mit Gedichten, vorgetragen von vielen Künstler*innen aus Bamberg und dem Rest der Republik.
Nach einer längeren Pause, wurde das Projekt im Herbst 2021 von Arnd Rühlmann im Rahmen der Lesungsreihe "Leichen im Keller" wiederbelebt, diesmal mit einem Schwerpunkt auf morbider und makabrer "Düsterdichtung".
Mehr Informationen zum Projekt und seinen Hintergründen finden Sie unten auf dieser Seite. Dort gibt es auch Links zu den Presseberichten.
Und weil Kultur nicht umsonst sein soll, hier unsere Spendenkonten:
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Senna Hoy, war Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist. Als er 1914 nach jahrelanger Haft im Gefängnis starb, verfasste seine Weggefährtin Else Lasker-Schüler dieses anrührende literarische
Lebewohl.
In späteren Drucken veröffentlichte die Dichterin ihr Werk zusammen mit einem ›erläuternden‹ Prosatext:
»Senna Hoy ging vor zehn Jahren nach Rußland. Er war damals zwanzig Jahre alt. Während der Revolution wurde er in einem Garten gefangen genommen, ganz grundlos, wie damals solche Verhaftungen
nach Gutdünken der Polizei stattfanden. Auf dem Termin wurden Zeugen, die Senna Hoy angab, nicht zugelassen und er kam vom Rathaus in die Warschauer Festung. Aber bald wurde er in das
entsetzliche Gefängnis (Katorga) nach Moskau gebracht, wo er, da er sich stets gegen die Mißhandlungen der Mitgefangenen einsetzte, selbst fast zu Tode gepeinigt wurde. Durch die Hilfe des
Leibarztes des Zaren gelang es, Senna Hoy, nachdem er sieben Jahre im Kerker zu Moskau geschmachtet und zweimal versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, in die Gefangenenabteilung des
Krankenhauses nach Metscherskoje, fünf Stunden über die Ebene von Moskau entfernt, zu bringen, wo er, der schönste, blühendste Jüngling, der auszog, für die Befreiung gepeinigter Menschen zu
kämpfen, selbst erlag zwischen todkranken, irrsinnigen Gefangenen. ›Wohl ein heiliger Feldherr,‹ meinte selbst der Direktor der Anstalt.«
Für das Pandemie Poesie Projekt hat Schauspielerin Eva Marianne Schulz das Gedicht wiederentdeckt und aufgenommen.
Hier finden Sie unser Archiv mit allen bisherigen Clips:
Der Hintergrund:
Schon seit Jahren ärgere ich mich immer wieder darüber, wie verschiedene Organisationen und selbsternannte Expert*innen aus verschiedenen politischen Richtungen uns Kulturschaffenden vorschreiben
wollen, was Kunst, Satire, Theater etc. darf und was nicht.
Am meisten beunruhigt mich dabei, wie rechtspopulistische und reaktionäre Vereinigungen und Politiker*innen regelmäßig versuchen, die Kunst- und Satirefreiheit zu beschneiden oder selbst
maßregelnd in den Theater- und Kulturbetrieb einzugreifen. Das alles stets unter dem Vorwand, die deutsche (bzw. abendländische) Kultur beschützen zu wollen - vor wem oder was auch immer.
Bei den meisten dieser „Kulturpatriot*innen“ hat man allerdings den Eindruck, dass sie von der (Leit-)Kultur, die sie da angeblich verteidigen wollen, überhaupt gar keine Ahnung haben. So mancher
Text von Schriftsteller*innen der Weltliteratur von Goethe bis Tucholsky dürfte heute einen ähnlichen Shitstorm verursachen wie vor einigen Monaten das Spottliedchen des WDR „Meine Oma ist ’ne
alte Umweltsau“.
So kam ich auf die Idee für ein zutiefst konservatives Projekt - denn die Dichtung ist tatsächlich ein bedrohtes Kulturgut: Es geht darum, Werke von Meister*innen der deutschen Literatur davor zu
bewahren, in der Vergessenheit zu verschwinden. Und dabei zu zeigen, dass die Inhalte dieser Werke in vielen Fällen auch heute noch so spannungsgeladen sind, dass sie den rechtskonservativen
„Kulturwächter*innen“ oft gar nicht gefallen dürften.
Das Projekt:
In den kommenden Wochen wollen wir also (wenn uns das gelingt) täglich ein Video auf unserem YouTube-Kanal veröffentlichen, in dem ein Gedicht vorgetragen wird, und dabei zeigen, dass Lyrik
witzig, zeitkritisch, provokant, berührend, sexy, albern, politisch und kontrovers sein kann.
Zum Schutze des Urheberrechts werden nur Texte von Autor*innen aufgenommen, die bereits vor mehr als 70 Jahren verstorben sind. Manche der teilnehmenden Künstler*innen steuern auch eigene Texte
bei.
So verschieden und vielseitig wie die ausgewählten Gedichte sind auch die Mitwirkenden: Schauspieler*innen, Autor*innen, Musiker*innen und Kulturschaffende aus anderen Bereichen steuern Beträge
zum Projekt bei. Auch viele preisgekrönte Künstler*innen wie Tanja Kinkel, Nora Gomringer, Wolfgang Buck, Jürgen Heimüller, Mäc Härder oder Andrea Pancur mit von der Partie.
Ich wünsche uns allen gute Unterhaltung und freue mich auf viele spannende Gedichte und Videos!
Wenn Sie uns unterstützen möchten:
Wenn Sie Spaß an unserem „Pandemie Poesie Projekt“ haben, dann dann sagen Sie es doch bitte weiter! Oder posten Sie einen unserer Clips in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns über jede*n
Zuschauer*in!
Und falls Sie uns durch die Corona-Krise helfen möchten: Da die Zwangspause auch für uns ein großes finanzielles Problem bedeutet, haben wir ein Online-Spendenkonto eingerichtet:
www.leetchi.com/c/nana-theater
Oder Sie können uns per PayPal eine Spende zukommen lassen:
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Jeder Euro hilft uns, damit wir auch in Zukunft Kleinkunst vom Feinsten auf unserer Bühne präsentieren können.
Vielen Dank!
Arnd Rühlmann
Mit freundlicher Unterstützung der